Ein Artikel von Alfred Knauth
Bevor ich auf die örtlichen Befundfeststellungen eingehe halte ich es für notwendig an dieser Stelle dieser Gutachterlichen Auswertung die im Hinblick auf das Wechsel- und Abhängigkeitsverhalten des Holzes von den jeweils vorherrschenden
raumklimatischen Bedingungen fachtechnischen Zusammenhänge und holztechnologischen Besonderheiten darzulegen und zu erläutern.
Holz ist ein hygroskopischer Werkstoff, d.h. das Holz ändert seinen Feuchtegehalt je nach den jeweils vorhanden Umgebungsbedingungen, hier insbesondere der jeweils vorherrschenden relativen Luftfeuchtigkeit.
Hohe relative Luftfeuchte, wie sie in unseren Breitengraden während der heizfreien Periode vorliegen, führen zu zunehmenden Holzfeuchtewerten; Niedrige relative Luftfeuchte, wie sie in heute üblich zentralbeheizten Gebäuden während der Wintermonate vielfach vorliegen, führen zu abnehmend sich verändernden Holzfeuchtewerten.
So ist es während der Sommermonate unvermeidlich, dass auf Grund – völlig normal im Durchschnitt sich einstellender Luftfeuchtewerte von 60-65 % – sich Holzfeuchtewerte von 10,5 bis 11 Gewichts-% einstellen. Mit der Beheizung stellen sich in aller Regel niedrigere Luftfeuchtewerte ein, die zur Reduzierung der Holzfeuchte führen.
Bei sehr ungünstigen raumklimatischen Bedingungen, zum Beispiel Luftfeuchtewerte von weniger als 40 – 45 % sind Holzfeuchtewerte von 8 Gew.-%, in extremen Füllen von 7 Gew.-% und darunter die häufige Folge.
Die Holzfeuchteänderung führt jedoch auch zu einer Dimensionsänderung des Holzes. So sind zunehmende Holzfeuchteänderungen mit einer Quellung und damit Ausdehnung des Holzes, abnehmende Holzfeuchtewerte mit einer Schwindung des Holzes verbunden.
Zur Vermeidung von außergewöhnlichen Quellungen (und den damit verbundenen Quelldruckbeanspruchungen) wäre es möglich das Parkett mit dem im Sommer erwartbaren Holzfeuchtegehalt herzustellen und zu verlegen. Dies hätte zur Folge, daß kein Quelldruck entstehen könnte, aber zwangsläufig die Schwindung auf Grund der dann größeren Holzfeuchteänderung entsprechend ausgeprägter wäre, was deutlich auffällige Fugenbildungen nach sich ziehen würde.
Andererseits wäre es möglich zum Ausschluss auch während der Heizperiode sich einstellender Fugenöffnungen das Parkett mit einem Holzfeuchtegehalt von lediglich 8,0 Gew.-% oder sogar darunter herzustellen und zu verlegen. Dies hätte jedoch zur Folge, dass dann während der heizfreien Periode eine um so größere Auffeuchtung und demzufolge stärkere Quellung mit dem Risiko sich aufwölbender/aufkantender Parkettfußböden.
Daher ist es richtig massives Parkett mit einem Holzfeuchtegehalt zu verlegen, der den im ganzjährigen Durchschnitt zu erwartenden Durchschnittswert entspricht. Dieser Holzfeuchtegehalt liegt bei 9,0 Gewichts-%.
Mit der hiervon ausgehenden Auffeuchtung auf Werte von bis zu 11 Gew.-% und den hieraus resultierenden Quellungen müssen verlegte/geklebte Parkettfußböden zurechtkommen, was sich in der Praxis als problemlos herausgestellt hat.
Für die Wintermonate gilt, dass durch die Schaffung geeigneter raumklimatischer Bedingungen die Reduzierung der Holzfeuchte gering gehalten werden kann, was eben nur minimale oder sogar keine Fugenöffnungen zur Folge hat. Kommt es im betreffenden Raum jedoch zur spürbaren Unterschreitung der relativen Luftfeuchte auf Werte von deutlich unter 50 %, so führt dies zur um so stärkeren Schwindung und so auch zu deutlich sichtbaren Fugenöffnungen, die sich jedoch dann, – wurde das Parkett tatsächlich mit ca. 9,0 Gew.-% verlegt – , während der nächsten heizfreien Periode wieder vollständig zurückbilden um sich – erfolgen auch im darauffolgenden Winter keine künstlichen Befeuchtungsmaßnahmen – erneut einzustellen.
Daher ist es eine wesentliche und wichtige Verpflichtung des Auftragnehmers, den Auftraggeber mit der Reinigungs- und Pflegeempfehlung auf die Schaffung ordnungsgemäßer raumklimatischer Bedingungen hinzuweisen.
Fugenöffnungen in Parkettfußböden können also ihre Ursache darin haben, dass Parkett mit einem zu hohen Holzfeuchtegehalt verlegt wurde und als Folge dessen die weitere Austrocknung des Parketts auf völlig normale Durchschnittswerte Fugenöffnungen nach sich zieht
andererseits können Fugen auch dadurch entstehen, dass das Parkett mit dem normgerechten Holzfeuchtegehalt von 9,0 Gew.-% geliefert und verlegt wurde und durch die Schaffung unzureichender raumklimatischer Bedingungen eine weitere Austrocknung und damit Fugenbildung bewirkt wurde.
Während die zuerst genannten Fugenöffnungen eindeutig einen Mangel des Gewerks darstellen sind die (gegebenenfalls gleich breiten) Fugenöffnungen, die auf letzteres zurückzuführen sind keinesfalls als vom Parkettleger zu verantwortender Mangel-Sachverhalt einzustufen, es sei denn er hat es unterlassen durch die übergabe einer entsprechenden Reinigungs- und Pflegeanleitung auf diese Problematik hinzuweisen.
Die Breite sich einstellender Fugenöffnungen ist, egal von welchem Holz- feuchtewert diese ausgehend entstehen, außer von der jeweiligen Holzart auch und entscheidend vom Ausmaß der Holzfeuchteänderung abhängig.
So ist es auf Grund eines festgestellten Veränderungsbildes, gemessenen Holzfeuchtewerten zum Zeitpunkt der Beurteilung sowie über Quellmaßberechnungen dem Sachverständigen jederzeit möglich festzustellen bzw. eine Aussage dazu zu machen, auf welche Ursachen ggf. vorkommende Fugenbildungen zurückzuführen sind und wer diese letztendlich zu verantworten hat. Darüber hinaus können auf Grund getroffener Feststellungen und Quellmaßberechnungen meist sehr exakte Angaben dazu gemacht werden, mit welchem Holzfeuchtegehalt das Parkett tatsächlich verlegt wurde und worauf die mit einer Holzfeuchteänderung verbundenen Dimensionsänderungen beruhen..